Guten Morgen
Seele: Guten Morgen.
Es ist ganz schön viel los innerlich. So laut und unordentlich.
Seele: Laut und unordentlich.
Ja so viel Altes aber jetzt fällt mir wieder ein, dass ich mich bei unserem letzten Gespräch gefragt habe, wie es aussehen würde, wenn wir uns über etwas Gutes unterhalten würden.
Seele: Etwas Gutes unterhalten.
Ja nicht immer nur die schwierigen Dinge sondern auch mal das Schöne.
Seele: Hast du das Gefühl, dass wir uns nur über die schwierigen Dinge unterhalten?
Ja eigentlich schon.
Seele: Du weißt dass ich immer bei dir bin. Bei den schwierigen und den schönen Dingen.
Ja aber reden in dieser Form tue ich nur über die negativen Dinge.
Seele: Für dich ist es negativ, wenn du dich mit einem Thema das dich, und wahrscheinlich auch andere, belastet und du es mit meiner Unterstützung neu ansehen und neu betrachten kannst?
So habe ich das nicht gemeint.
Seele: Ich möchte dir versichern, dass all diese Gespräche über vermeintlich Schlechtes gut und hilfreich sind. Wir sehen uns die Dinge von verschiedenen Seiten an. Interpretieren neu. Gehen ins hier und jetzt zurück. Alles wovon wir sprechen ist vorhanden. Ist zum Teil auf mehreren Ebenen vorhanden und deshalb auch nicht immer so „einfach“ zu interpretieren oder „bewerten“. Diese Dinge aus diesen Ebenen zu lösen und anzusehen und sie dadurch auch zu integrieren ist etwas Wunderbares. Und wir sitzen ja nicht den ganzen Tag zusammen und wälzen nur diese schwierigen Energiefelder. Mir ist wichtig dass dir das auch bewusst ist. Da passiert schon einiges. Diese Dinge sind auch nicht immer leicht mit anderen Menschen zu betrachten. Sie haben nicht den gleichen Zugang wie ich. Ich weiß genau was in dir vorgeht, muss es nicht uminterpretieren oder schön reden. Dieses gemeinsame Sein eben auch in den vermeintlich negativen Dingen ist so wertvoll, weil es dich betrifft und mich. Wir gehören zusammen. Alles gehört zusammen aber wir sind uns sehr nah. Dadurch ist die Verbindung klarer. Wir sind die Instanz die unsere und deine Wahrheit kennt. Es ist diese Wahrheit um die es geht. Deine Wahrheit. Ich bin ein Teil dieser Wahrheit. Niemand im Außen, außer diese Person ist schon sehr weit mit sich im Reinen, kann diese Wahrheit so genau sehen. Das ist oft das Schwierige in Beziehungen. Dass jeder von seinen Wunden aus spricht. Sein „Ich“ verteidigt ohne das Ganze sehen zu können. Das verletzte „Ich“. Es gibt viele Begriffe – je nach Tradition – dafür. Aber das ist jetzt nicht so wichtig. Wichtig ist, dass wir gemeinsam sind. Dass wir uns nicht verlassen. Deine Antworten findest du in dir. Ich bin ein Teil von dir. Der Teil, der weitersehen kann. Der nicht an den menschlichen Körper gebunden ist. Der dessen Schmerzen nicht in der gleichen Form fühlt. Deshalb sind wir so ein gutes Team.
Stell dir vor du hast riesengroßen Hunger. Der ist so schmerzhaft, dass du dich nur mehr auf den Schmerz konzentrieren kannst. Dann bin ich noch immer da, ohne diesen Schmerz, und kann wahrnehmen, was passiert. Kann sehen und dir dann zur Seite stehen oder wenn wir uns dann unterhalten, dir eine andere Perspektive aufzeigen.
Du meinst also, dass ich die Wahrheit, besser meine Wahrheit, nur in mir finden kann.
Seele: Genau, denn selbst wenn du dir Unterstützung von anderen Menschen holst, bist du immer im inneren Dialog mit dir selbst. Klingt das richtig oder nicht, was von anderen Menschen kommt. Es freut dich und erleichtert dich, wenn das Gesagte in dir auf Resonanz stößt und ängstigt und frustriert dich, wenn es nicht so ist. Aber immer gleichst du es mit dir selbst ab. Wenn auch manchmal auf einer sehr tiefen und unbewussten Ebene. Du nimmst auch nicht immer alles an. Manchmal fischt du dir das heraus, was für dich zutreffend klingt. Das ist auch gut so. Es ist gut und oft notwendig sich unterstützen zu lassen, aber es ist auch nötig die Information mit dir selbst abzugleichen. Deshalb sind Menschen, die auch eine „Zurückweisung“ ihrer Interpretation annehmen können, auch die besten Unterstützer. Jene die ihre Wahrnehmung nicht „verteidigen“ müssen. Ich meine damit auch nicht die Situationen wo du selbst vor einer Klarheit davon laufen möchtest. Dein Gegenüber kann sich nochmal um Verständnis bemühen oder einfach verstehen, dass eine gewisse Erkenntnis nicht passt oder auch einsehen, dass seine Interpretation nicht ganz zutreffend ist, neu hineinfühlen und auch wieder etwas tiefer verstehen. Das ist auch in jedem Gespräch möglich. Leider sind jedoch viele Menschen noch so mit ihren verletzten „Ichs“ beschäftigt, dass sie gar nicht genau zuhören und hinein spüren können. Es geht oft darum, die Welt ihrer Verletzungen aufrecht zu erhalten. Sie nicht als Verletzung wahrzunehmen sondern als, oft sogar allgemein gültige, Wahrheit zu verteidigen. Dann ist kein wahrer Austausch mehr möglich. Dann ist es kein Gespräch von Seele zu Seele sondern ein Gespräch die Äußere Welt aufrecht zu erhalten.
Wenn dich die Wahrheit eines anderen ängstigt oder frustriert, dann weil sie dein verletztes Ich trifft.
So wie jetzt bei mir oder? Wo es mich verletzt, dass es nicht geklappt hat, was ich mir gewünscht habe.
Seele: Du hast dir etwas gewünscht und es ausgesprochen. Ihr habt euch auf etwas geeinigt das dann nicht eingehalten wurde. Das ist eine tiefe Verletzung in dir. Das hast du gefühlt tausende Male erlebt. Weitaus häufiger als das Zugeständnisse eingehalten wurden. Jetzt hast du die Möglichkeit in deiner Kränkung zu bleiben – und ich weiß dass du versuchst herauszukommen – oder du betrachtest diese tiefe Wunde und versuchst sie zu heilen. Die Wunde ist so tief, weil deine Sehnsucht nach Einhaltung von Ausgemachtem so groß ist. Dann kommt der Neid, dass andere sich selbst wichtiger nehmen als eure Abmachung, denn du hast Abmachungen immer sehr ernst genommen. Du hast diese sogar über dein eigenes Wohlbefinden gestellt. Jetzt macht das jemand nicht und du bist innerlich ganz empört und fühlst wieder diese Verlorenheit, die du gut kennst und wo du dir früher nicht helfen konntest. Dieses Gefühl kommt aus einer Zeit, in der du dir tatsächlich nicht helfen konntest. Du warst der Situation ausgeliefert. Jetzt ist es nicht mehr so. Jetzt kannst du die Wunde betrachten und all deine Kreativität nehmen um mit dieser Wunde umzugehen. Sie wahrnehmen, den Schmerz der dahinter liegt. Ihn nicht uminterpretieren, ihn einfach sein lassen. Ihn verstehen. Wie schmerzhaft ist es, in seinem Bedürfnis nicht wahrgenommen zu werden. Sich so ausgeliefert einer Situation zu fühlen, die sich nicht an Abmachungen hält. Einmal ist es so, dann so. Je nachdem wie sich der andere gerade fühlt. Und hier, und du fühlst es auch schon, ist die Gelegenheit dieses Gefühl des Ausgeliefertseins zu verändern. Du spürst bereits wie eine Kraft in dir innerlich aufsteht und feststellt, dass sie das so nicht möchte. Diese Kraft kommt dem Teil in dir zu Hilfe, der diesen Wunden Punkt verstehen und lieben kann. Der dir hilft, dich aufzurichten und weiterzugehen. Weiterzugehen in deiner Wahrheit in deinem Sein. In dem was für dich jetzt wichtig ist. Wie geht es für dich weiter. Du kannst das Neue auch schon fühlen, du kannst es nicht immer verstehen und möchtest es in eine alte Welt zwängen die es nicht mehr gibt. So steht das Neue etwas verloren da und weiß nicht genau was es tun soll. Hier ist jetzt die Chance nicht davon zu laufen, nicht etwas „Altes“ und „Gewohntes“ zu wählen sondern in der Unsicherheit des Neuen zu verweilen. Das Hier und Jetzt sein zu lassen und mit ihm Hand in Hand weiter zu gehen.
Und das ist dann auch das Schöne. Hier gehen wir dann auch gemeinsam. Hier stupse ich dich dann immer wieder damit du nicht abbiegst in alte Gefilde, sondern das Neue wagst. Es freut dich auch, das Neue. Es zieht dich ein bisschen wie magisch an. Aber deine Schritte sind sehr vorsichtig. Zu oft bist du aufgelaufen oder in einer Sackgasse gelandet. Auch diese Vorsicht darf sein, auch sie ist real.
Meinst du, dass ich diese Wunde nun hinter mir lassen kann, ist es das was du mir damit sagst?
Seele: Du kannst diese Wund verbinden, verarzten und heilen und dann mit dir mitnehmen. Nicht hinter dir lassen, sondern verändern. Ich weiß es gibt den Ausdruck, etwas hinter sich lassen. Was du hinter dir lässt ist nicht die Wunde sondern die Eigenschaft sie nicht heilen zu können, nicht integrieren zu können. Du lässt die „Erkenntnis“, „Abmachungen mit mir werden nicht eingehalten“ hinter dir. Das ist eine Verallgemeinerung die so auch gar nicht stimmen kann. Nichts ist nur einseitig – nur der Blick auf etwas kann einseitig sein. Du bist zu dieser „Erkenntnis“ gekommen, weil du es oft so erlebt hast. Diesen Glaubenssatz kannst du tatsächlich hinter dir lassen.
Das Gefühl das sich jetzt schon eingestellt hat, nämlich eine Form von innerer Sicherheit und Geborgenheit, dieses Gefühl wird sich dann noch ausweiten und stabilisieren. Es wird dir dazu verhelfen, dass du deine Schritte weitergehen kannst. „Erkenntnisse“ führen zu einer Handlung. Wenn es dunkel ist und kalt wirst du nicht ohne Licht und einer warmen Jacke nach draußen gehen. Wenn Abmachungen nicht eingehalten werden, wirst du neu entscheiden mit wem du eine Abmachungen eingehst und wie. Die Erkenntnis muss dich aber nicht mehr verletzten. Sie ist einfach eine Klarheit.
Klarheit ist schön.
Seele: Klarheit magst du besonders.
Es stimmt schon, wenn ich in mir klar bin, ist alles nicht so schlimm.
Seele: Nicht so schlimm :). Jetzt haben wir nicht über schöne Dinge gesprochen.
Doch wir haben über schöne Dinge gesprochen. Heilung, Verständnis, Neugestaltung….
Ich glaube, darüber muss ich jetzt noch nachdenken.
Seele: Ja und nachfühlen :).