Zum Inhalt springen

Ah das Unbekannte

  • von

Hallo Liebe Seele, manchmal frage ich mich, ob ich mir dieses Leben nur sozusagen „einbilde“. Als wäre alles anders, als es mir erscheint.

Seele: Du hast deine eigene Wahrnehmung. Deine eigene Welt. Wenn du so möchtest bildest du dir das ein, was du dann zu einer Realität machst.

Nein, ich meine es anders. Nichts ist wie es scheint. Ich kann die Dinge nicht so sehen wie sie sind.

Seele: Ah, das ist etwas anderes. Die Dinge zu sehen wie sie sind, ist auch deshalb so schwierig, weil sie eben zum Teil so sind, wie ihr Menschen sie sehen möchten. Es ist nicht leicht möglich die Dinge zu sehen wie sie „sind“. Denn alles ist Bewegung, alles ist beweglich und es ist dieser Augenblick, den ihr wahrnehmen könnt. Und dieser kann sich sehr schnell ändern.

Aber ein Baum ist ein Baum. Jetzt und auch noch in einer Minute.

Seele: Ja du nennst diese Erscheinung Baum. Dennoch ist er jetzt und in einer Minute anders. Die Blätter haben sich verändert, der Lichteinfall. Die Tiere sind an einer anderen Stelle. Der Begriff „Baum“ ist sozusagen ein Begriff für eine Erscheinungsform, aber der aktuelle Baum ist immer wieder anders. Und, wenn du in einem Wald spazieren gehst, fallen dir bestimmt Dinge auf, ein Blatt, ein Weg, ein Lichteinstrahl…. Und das ist dann das Bild, das du von diesem Spaziergang hast. Jemand anderer geht einen ganz anderen Weg, also hat einen ganz anderen Weg im Kopf auch wenn ihr euch auf dem selben Weg befindet. Als Erkennungsmerkmal konzentriert ihr euch dann auf bestimmte Weggabelungen oder ein Baum hat eine ganz besondere Form oder ein Ausblick sieht so und so aus. Aber da einigt ihr euch schon auf einen „bestimmten“ Weg. Auf gemeinsame Eindrücke sozusagen, obwohl der Weg noch viel mehr zu bieten hat, als eure zum Teil dann eben auch gemeinsamen Eindrücke.

Mhm, ja…. Das stimmt wohl…….

Seele. Ich glaube deine Frage ist eine andere.

Ja?

Seele: Deine Frage ist, wie kannst du deinen Weg unter all diesen Möglichkeiten erkennen. So nennst du es zumindest. „Mein Weg“. Die Frage ist, kannst du all die Möglichkeiten sehen, die es gibt. Kannst du sehen, was du nicht siehst oder es zumindest verstehen. Und kannst du dir dann eingestehen, dass du einen „Wunschweg“ hast. Etwas in deinem Kopf, das sich so und so entfalten sollte – deiner Meinung nach. Deine Frage ist auch ein bisschen, welches ist der „richtige Weg“. Aber der „richtige Weg“ ist in deiner Vorstellung gar nicht klar. Er ist verworren und gespickt mit ich sollte, ich könnte, was sagen die anderen, ist das nicht verrückt, wer macht denn so was und so weiter (Pause).

Dein Herz führt dich immer richtig. Es ist nicht immer der einfachste Weg. Der Weg ist nicht immer ohne Schmerzen, aber es ist dann tatsächlich „dein“ Weg. Deine Erfahrung. Deine Lehre. Und genaugenommen kommt es zu Schmerzen, weil du die Erfahrung ablehnst. Also Schmerzen die bleiben. Schmerzen die sich nicht erfahren und integrieren können, weil sie nicht wahrgenommen werden können. Dadurch werden sie falsch interpretiert und dann ist die Lösung nicht mehr so leicht.

Du weißt schon wie schwer das in dieser Zeit – in diesem Leben ist.

Seele: Ja, das ist mir sehr bewusst. Das macht mich auch traurig. Ich möchte dir dann helfen, aber deine Schmerzen, deine Trauer, deine Angst sind wie eine große Mauer. Diese Mauer ist stark und zutiefst verletzlich zu gleich. Voller Narben und gleichzeitig voller Dornen. So entsteht dieser schwierige Zustand die Heilung nicht nehmen zu können oder sogar nochmal ähnlich Schmerzhaftes zu erleben.

Das klingt nicht wie eine Hilfestellung… Wie kommt man da wieder hinaus.

Seele: Genau so wie du es machst.

????

Seele: Du siehst dir die Dinge an, du versuchst mit ihnen umzugehen. Du holst dir Hilfe. Was dir noch schwer fällt ist zu sehen, dass Dinge ihre Zeit brauchen. Wenn du dir an einem Dornenstrauch die Füße auf kratzt erwartest du nicht, dass diese zwei Tage später geheilt sind. Du pflegst deine Wunden auch und dann lässt du deinen Körper arbeiten und ganz wichtig, du tust nicht so, als wären sie nicht da. Das ist leider etwas das bei seelischen Verletzungen all zu oft passiert. Die Menschen tun so, als wären sie nicht passiert oder als würden die Wunden nicht so sein, wie sie sind. Dann kommen viele und viele Wunden dazu – und es wird schwierig, die einzelnen Situationen, Verletzungen, Folgen auseinander zu halten. Hier ist es dann, wo ein klarer Blick hilfreich ist. Wo es die Anerkennung der Gefühle braucht aber auch die Anerkennung dessen, was man aus der Situation lernt. Dornensträucher sind nicht per se gefährlich. Wenn du aber mit kurzen Hosen in einen gefallen bist, wirst du Wunden davon tragen. Du kannst jetzt lernen wie ein Dornenstrauch aufgebaut ist und wie man sich um einen Dornenstrauch herum verhält oder du kannst auf die Idee kommen, dass alle Dornensträucher böse und verletzend sind.

Wenn du ins Wasser gefallen bist und fast ertrunken bist, weil du in diesem Moment Angst hattest und das Wasser sehr kalt war, kannst du zu dem Schluss kommen, Wasser ist gefährlich. Das hat natürlich keine generelle Gültigkeit. Wasser ist lebensnotwenig, Wasser dient zur Reinigung, Wasser ist allgegenwärtig (in Wolken, in Bäumen, in Bächen etc.). In manchen Situationen kann Wasser „gefährlich“ sein. Wenn du bei Sturm ins Meer gehst – aber streng genommen, auch nur dann. Es gibt tausende Stromschnellen, Unterwasserströmungen, kalte Gewässer die nichts mit jemanden zu tun haben. Also sich dann an einem schönen Tag an einem ruhigen See vor Wasser zu fürchten, macht nicht wirklich Sinn. Aber dennoch ist es so, wenn du fast ertrunken wärst. Das ist die Erinnerung, die dazu führen kann, dass jemand in sich abspeichert „Wasser ist gefährlich“.

Du weiß schon, dass das alles viel komplizierter ist. Wenn man Angst hat, ist das ja keine bewusste Entscheidung.

Seele: Nein, aber die Wahrnehmung ist eine bewusste Entscheidung. Das ist es, worauf ich hinauswollte :)! Und natürlich, dass das alles Zeit braucht. Das sind die Gegebenheiten auf diesem Planeten.

Du meinst also, ich bin in meinem Kopf zu „schnell“. Zu sehr damit beschäftigt ein Resultat zu finden, als den Weg zu sehen und zu sehen wohin er mich bringt. Oder den Weg zu sehen, der mich vielleicht dorthin bringt, wo ich gerne sein würde.

Seele: Ja so ähnlich. Es ist deine Vorstellung die zählt. Wo möchtest du sein, ist vor allem ein wie möchtest du sein. Glücklich, zufrieden? Oder ist dir wichtig das andere dich ansehen und beneiden oder bewundern. Wenn du nicht viel brauchst um glücklich zu sein. Wie viel möchtest du dann aber „haben“ um beachtet und bewundert zu werden?

Das ist eine gute Frage.

Seele: Du weißt beinahe was dich glücklich macht. Du weißt nur nicht, ob dich das dann arm macht. Und du dann komische Blicke abbekommst und spürst die Bemerkungen die andere dann über dich abgeben. Aber um glücklich zu sein, muss das nicht wichtig sein. Eigentlich hat es nichts mit „glücklich sein“ zu tun, wie andere dich ansehen oder über dich sprechen.

Ja aber dann bin ich von anderen abhängig.

Seele: Du bist immer auch von anderen abhängig.

Dann kann ich mich vielleicht nicht versorgen oder habe kein Dach über den Kopf.

Seele: Ist dir das schon passiert.

Ja!

Seele: Ganz ehrlich.

Eigentlich nein. Es war vielleicht sehr knapp, aber es gab immer eine Lösung oder eine Weg. Auch wenn ich mal kurzfristig bei Freunden untergekommen bin.

Seele: Siehst du. Das ist die Wahrnehmung. Du warst noch nie obdachlos und es haben sich immer Wege gefunden. Und haben diese Wege zu etwas besserem geführt, als du in die Veränderung gegangen bist.

… Ja… eigentlich immer, auch wenn es zwischenzeitlich schon sehr schwer war….

Seele: Gab es schwere Situationen auch wenn alles „gut“ schien. Du genügend verdient hattest und eine gemütlich Wohnung?

Ja, in Wirklichkeit einige und auch einige sehr schwere Zeiten.

Seele: Was spricht dann dagegen, sich seinem Wunsch zu nähern?

Die Arbeit die dann wieder auf mich zu kommt.

Seele: Arbeit hast du auch so.

Die unbekannte Arbeit die auf mich zukommt.

Seele: Ah, das Unbekannte.