Was für ein Durcheinander. So viele Gedanken, Gefühle und sonst noch irgendwelche Zustände. Alles irgendwo und irgendwie. Nichts geordnet. Nichts greifbar.
Seele: Hi
Hallo Seele, was für ein Kopftheater begleitet von so vielen Gefühlen oder auch ehrlich… Nicht-Gefühlen…
Seele: Da ist viel Druck.
Jjjjja
Seele: Du machst dir gerade viele Sorgen. Vieles was gar nicht jetzt stattfindet. Vieles in deinem Kopf und alte Gefühle die gerade heraufgeströmt sind.
Ja aber nichts Greifbares eben. Alles irgendwie nur wie ein Nebel.
Seele: Den Nebel kennst du gut nicht wahr?
Ja, das stimmt. Ich fühle die Einsamkeit. Sie möchte mir etwas sagen.
Seele: Bist du bereit hinzuhören?
… Ja… ich denke schon….
Einsamkeit: Ich wollte dich nicht schrecken oder quälen. Es war so dicht gerade bei mir. So vieles was da ist und nicht gesehen wird. So viel was auch bei anderen da ist und nicht gesehen wird. Ich spüre, dass große Teile von mir gar nicht zu dir gehören. Sie gehören zu anderen Menschen und Zuständen. Mein Sein wird so wenig beachtet, dass mir manchmal ganz schwindelig wird. Denn selbst wenn über mich gesprochen wird, bin ich selten zum Gespräch eingeladen. Es wird einfach über mich hinweg debattiert. Oft wird sich über etwas beschwert, dass ich gar nicht bin. Es sind andere Gefühle und Ängste, die schwer zu verdauen sind, dann wird es mir in die Schuhe geschoben. Und wenn ich wirklich da bin, werde ich oft ignoriert und regelrecht hinuntergeschluckt.
Einsamkeit wird nicht gerne zugegeben.
Einsamkeit: Ja das stimmt. Ich bin so ein nachvollziehbares Gefühl, aber wirklich sehen möchte man mich nicht. Dabei habe ich auch so viel zu bieten. Raum, Platz, Erkenntnis und es werden auch viele Ideen aus mir heraus geboren. Aus dem Wunsch etwas Neues zu kreieren, dass gut ist wie Ein-Same in einsamen Menschen. Da liegt so viel verborgen und der Same möchte erblühen. Er darf es aber oft nicht, weil das Gefühl so belastet ist und auf der anderen Seite wird so viel Ablenkung produziert, dass dieser Same gar nicht zum Vorschein kommen kann und noch tiefer vergraben und verzerrt wird.
Das mit dem Samen ist ein schönes Bild.
Einsamkeit. Ja oft wird Betriebigkeit mit Produktivität gleichgesetzt, aber was wird denn so produziert? Vieles davon ist den Menschen gar nicht auf Dauer nützlich oder es schadet sogar. Etwas zu produzieren bedeutet auch nicht ständig etwas tun zu müssen. Man kann etwas Schönes erschaffen oder etwas Notwendiges tun, um dann auch wieder in die Ruhe zu kommen. Leben heißt nicht ständig produzieren. Es heißt ja auch Leben und nicht Produktion, aber leider wird das oft nicht gesehen. Dann entstehen in den Zwischenräumen dieser Produktivität sozusagen die Gefühle von Leere und Einsamkeit und voila, es ist wieder ein Drama erschaffen oder Unfrieden oder einfach nur ein Gefühl das man nicht haben möchte.
Du bist wahrlich kein gern gesehener Gast.
Einsamkeit: Nein wahrlich nicht. Das macht es auch so schwer. Jedes Gefühl, das Raum und Platz bekommt, kann weiterziehen, kann sich verändern. Aber dieses wegdrücken, weggedrückt werden führt nur zu mehr Einsamkeit, Verzweiflung, Rastlosigkeit und Ratlosigkeit.
Das tut mir leid.
Einsamkeit: Das sollte es nicht. Hier geht es nicht um Leid. Es geht um Anerkennung. Es geht um Sein-können. Das was jeder Mensch möchte. Gesehen werden. Alle Aspekte des Lebens möchten und müssen gesehen werden. Die Balance entsteht erst, wenn alles anerkannt ist. Ansonsten ist es ein ewiges davonlaufen, sich ablenken und manchmal sogar zu-müllen.
Es geht um Balance nicht wahr.
Einsamkeit: Ja es geht um Balance dessen was da ist. Kein Mensch kann nur fröhlich sein oder traurig, aber ausgeglichen kann ein Mensch sehr lange sein. Ruhig, gelassen, wahrnehmend. Und dann in der Arbeit einfach sein, im Spiel einfach sein, im Verstehen einfach sein, im Vergnügen einfach sein. Das alles kann in Balance sein dann braucht es auch kein Drama oder eine Aufregung. Keine Abwertung und Ausgrenzung. Kein Wegsehen und Wegneigen.
Einsamkeit ist so negativ behaftet in unserer Kultur, dass wir Menschen oftmals viel auf uns nehmen, um sie nicht spüren zu müssen. Sie ist schmerzhaft.
Einsamkeit: Dieses Gefühl von dem du sprichst, ist die künstliche Trennung, die viele Menschen von dem wahren Leben abhält. Sich nicht in der Ganzheit des Lebens wahr zu nehmen, bedeutet davon abgespalten zu sein. Dann müssen viele andere Dinge herhalten, um diese Trennung nicht fühlbar zu machen um die vermeintliche Leere zu füllen. So wird die Leere erdrückt, so werde ich, als Einsamkeit erdrückt, obwohl wir etwas zu sagen hätten.
Und was würdet ihr sagen?
Einsamkeit: Das was ich dir jetzt gesagt habe. Die Einsamkeit ist oft die Reaktion auf diese Leere, dieses Unbekannte. Nimm mich an, nimm die Leere an. Sie ist nicht leer. Sie ist lebendig. In ihr steckt der Beginn von etwas Neuem, etwas Unbekannten. In ihr steckt so viel, von dem was du nicht sehen willst. Lass dich auf das Experiment der Leere ein. Du weißt, wieviel da plötzlich auftaucht, was da alles darin steckt. Das ist das was du am Meisten fürchtest. Diese Fülle an Erinnerungen, unangenehmen Erinnerungen und dem Gefühl nicht zu genügen, etwas nicht so machen können, wie es erwartet wird. Oder manchmal auch wie du denkst, dass es erwartet wird. Es ist dieser viele Müll, diese vielen Ideen und Gedanken die du in die Leere gesteckt hast um sie nicht fühlen zu müssen. Sie war zu bedrohlich, das ist wahr. Wenn sie mit zu vielen Abspaltungen von anderen gefüllt wurde, dann ist die Leere tatsächlich nicht leer und die Einsamkeit tatsächlich nicht einsam. Sie ist vollgefüllt mit den alten Wunden, Gedanken und Ängsten von vielen anderen Menschen. Menschen die vor dir das waren und auch ganze Gesellschaften, die die Abspaltung nicht ertragen haben und sie versuchten zu verändern. Mit manchmal auch unlauteren und unfairen Methoden. Aber jetzt liegt es an dir, diese nicht mehr anzunehmen. Die Einsamkeit, die Leere, die Spaltung zu erkennen und zu verstehen. Die Abspaltung aufzuheben und dich wieder mit dem Leben in Lebendigkeit zu verbinden. In seiner Ganzheit und seinen vielen Möglichkeiten.