Hallo liebe Seele
Seele: Hallo
Weißt du, wenn ich hier so sitze und versuche das zu tun was ich tun möchte und dann so gar nicht weiterkomme, frage ich mich, wer bin ich überhaupt, wer möchte ich sein, ist es wichtig wer ich bin, dass ich da bin, dass ich das versuche was ich versuche…
Seele: Ja es ist wichtig, dass du versuchst was du versuchst. Es ist wichtig dass du da bist. Das ist gerade deine Erfahrung. Das ist deine Erfüllung. Das ist das, was dich jetzt gerade ausmacht. Was dich hier ausmacht.
Aber es kommt mir oft so sinnlos vor. Wenn ich nur Erfahrung sammle, und dann gehe ich in eine andere Ebene, wo ich noch nicht einmal weiß was das sein wird, außer dass mein jetziger Körper nicht mehr mit mir ist – zumindest nehme ich das an – wissen ist ja eigentlich zu viel gesagt.
Seele: Du möchtest so viel wissen, damit du dann etwas machst, oder es nicht machst. Oder glaubst etwas ist gut oder eben nicht – je nachdem wie du dieses „Wissen“ interpretierst. Da spricht der Kopf aus dir, die Angst etwas falsch zu machen oder etwas Unsinniges. Du bist die, die mit dem was sie tut Erfahrungen sammelt. Zusammenhänge versteht. Neues Findet und Erfindet. Du kommst immer wieder dahin, wo du bist. Es ist deine Angst wenn du etwas willst oder nicht willst, deine Präferenz, etwas das du findest oder erfindest. Und da wo du dies alles annimmst ist es auch kein Problem für dich. Erst wenn du es durch irgendeinen Filter bewertest, erst dann wird es zu einem Problem für dich.
Ich bin manchmal so müde. Ich habe schon so viel gesehen und auch verstanden. Es weiterverfolgt und neue Facetten gesehen… Wann ist es eigentlich genug?
Seele: Es ist immer genug und es ist immer noch etwas möglich. Es ist ausreichend und weitergehend. Es ist viel Platz und viel womit dieser gefüllt und erfüllt werden kann. Er kann auch leer sein oder nur ganz wenig beinhalten. Alles ergibt ein neues und interessantes Bild. Du fragst wer bin ich überhaupt und möchtest Eigenschaften hören oder auch – wie in diesem Fall – dass dir jemand sagt, was du tun sollst und was nicht. Du möchtest ein wenig abtauchen. Genau genommen möchtest du in diesem Moment nicht wissen wer du bist, du möchtest diese Anteile, die unangenehm sind verlassen und einer Instruktion folgen, einer Anleitung nachgehen, damit du nicht spüren musst was gerade da ist. Einfach etwas tun und gleichzeitig so tun als wäre diese schmerzhaften Gefühle nicht da.
Aber sie sind es. Du spürst und lebst. Nimmst wahr und gehst weiter. Wann ist ein Wald „genug“, wann eine Wiese. Wann ist der Bach „genug“ oder ein Lachen.
„Genug“ ist eine Einschränkung oder eine Übergang – ich habe genug gegessen – jetzt brauche ich nicht mehr. Und, selbst wenn du genug spürst – isst du doch auch manchmal weiter…. ;)!
Genug Sonne im Gesicht, aber nicht genug Sonne im Winter. Nicht genug Regen für die Felder, aber mehr als genug beim Radfahren. Genug und genügend. Immer genug von dir und immer genügend. Und nie genug um nicht weiterzugehen und nie ein Nicht-genügend. Immer nur ein sein, eine Erfahrung und viele Male eine Entscheidung. Die Entscheidung diese oder jene zu sein – für den Augenblick, um im nächsten Moment sich zu ändern, eine neue Entscheidung zu treffen und etwas Neues zu sein.
Was möchte ich – ist eine sehr gute Frage. Du musst aber auch sehr mutig sein um sie zu beantworten. Im Grunde brauchst du viel Verständnis für dich selbst, um diese Frage zu beantworten. Immer und immer wieder.
Ich glaube so mutig bin ich nicht.
Seele: Das wünscht du dir manchmal tatsächlich…. Aber du bist mutig. Du schaust immer wieder hin. Du fragst dich immer wieder. Du hast gelernt mit dir verständnisvoll zu sein. Das war nicht leicht für dich. Funktioniert es immer? Nein. Funktioniert es oft? Ja mittlerweile schon. Sich selbst anzunehmen ist nicht leicht für euch Menschen. Zu viele Einflüsse die euch ein Leben lang gesagt haben, was richtig und falsch ist, wer ihr zu sein habt.
Und manche begeben sich auf den für sie auch oft steinigen Weg herauszufinden, wer sie sind. Die Steine am Weg werden verflucht, geliebt weggetreten und geschliffen. Manche werden umgedreht und das hunderte Male. Soll ich oder soll ich nicht, will ich oder will ich nicht. Aber so werden manche Steine auch genau betrachtet, analysiert und gefühlt. Mancher weggetretene Stein wird gesucht, gefunden und manchmal auch reumütig an seinen alten Platz gelegt. Mancher Stein scheint für immer verloren nur um dann an anderer Stelle wieder aufzutauchen. Wo kommt der denn daher? Warum ist er jetzt hier? Auch der Weg ist lebendig. Stellt dir manchmal ein Bein oder führt dich in die Irre. Freut sich, wenn du ihn gut behandelst und ist erstaunt, was du mit seinen Steinen machst. Warum wird der eine Stein getreten und der andere sanft berührt? Auch mancher Stein fragt sich was er falsch gemacht hat, dass er so behandelt wird. Aber er hat nichts falsch gemacht. Er war nur gerade da, als du wütend warst. Du glaubst du bist getrennt von diesem Weg. Aber das bist du nicht. Ihr seid zusammen. Ihr seid an der gleichen Stelle. Ihr bedingt einander. Und so ist alles eins. All-ein scheinst du diesen Weg zu gehen und bist doch mit ihm verbunden, immer und immer wieder. Er ist du. Du bist er. Und von euch kann es nie genug geben. Und doch seid ihr immer genug.
Mhm, weiß ich jetzt wer ich bin?
Seele: Weißt du es?
Vielleicht weiß ich jetzt wieder wie es geht. Was es ist. Diese vielen Steine. Man sieht sie nicht alle an, nicht wahr? Über viele geht man einfach drüber. Und dann stolpert man plötzlich oder ist angezogen von einem Stein und widmet sich diesem ganz genau.
Seele: Genau. Und manchmal suchst du einen ganz bestimmten Stein, weil dieser gerade in dein Bild passt. Und dann fühlst du dich gut, weil du in diesem Moment etwas für dich erreicht hast. Das ist schön. Aber auch wenn du den Stein nicht findest. Wenn das Bild nicht so entsteht. Wenn du keinen bestimmten Stein suchst ist es gut. Denn du bist am Weg. Du nimmst den Weg an und du nimmst dich an wie du auf ihm gehst. Du versuchst ihn nicht zu meiden. Du bist da. Verbunden. Bei dir, mit dir. Bei Sonne und Sturm. Suchst Unterschlupf wenn du müde bist und lächelst wenn es dir gut geht. Du bist hier und du siehst hin. Das ist ganz wichtig. Du siehst hin.
Es ist das hinsehen also das mir den Weg zeigt. Das mir zeigt wer ich bin. Was in mir ist.
Seele: Ja, das Hinsehen. Das Erkennen. Das Anerkennen. Das Hinsehen. So oft wie möglich. Und auch wenn du mal wegsiehst. Wenn du dich hinsetzt und nichts mehr wissen willst. Auch das ist ok. Denn es braucht Übung beim Hinsehen zu bleiben. Wichtig ist, dass du es immer und immer wieder probierst. Immer und immer wieder hin siehst auf das was ist, auf das was in dir ist. In so vielen Augenblicken wie möglich. Dann wird der Weg auch leichter, denn je weniger du bewertest und vor allem abwertest, desto einfacher wird es. Es braucht viel Kraft im Widerstand zu dem zu sein was in dir ist. Aber offen und anerkennend zu sein braucht wenig Kraft. Deswegen magst du es so gerne wenn du dich „im Fluss“ fühlst. In diesem Moment bist du nicht im Widerstand. Nicht zu dir und nicht zum Weg oder all dem was sich auf dem Weg befindet. Du kannst dann auch viel leichter verstehen was gut für dich und die momentane Situation ist. Und auch wenn es oft viel braucht auf diesem Weg, ist es nicht so ermüdend. Es ist ein Tun und Sein das häufig befriedigend ist, auch wenn anstrengend. Der Widerstand ist nur anstrengend aber, in Wirklichkeit, nicht befriedigend oder nur sehr kurzfristig.
Heißt das, wenn es sich auch länger gut anfühlt ist es auch gut?
Seele: Wenn sich etwas in dir gut und frei anfühlt – so empfindest du das – dann ist es richtig. Dieses Gefühl hat etwas Ruhiges, etwas Beständiges. Manchmal ist es auch etwas aufregend. Aber es ergibt für dich doch immer ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit. Etwas passt einfach. Kann gar nicht immer erklärt werden. Es ist einfach so. Dann ist es für dich richtig. Und nur wenn du dich von scheinbaren Schwierigkeiten ablenken lässt – meistens weil du kein Vertrauen hast, dass sich noch ungelöste Punkte lösen lassen – dann gibst du das Gefühl des ‚Richtig seins‘ auf. Dann gehst du weg von dem was sich für dich richtig anfühlt. Das ist umso eher je größer etwas scheint und je tiefer dich etwas berührt. Damit hast du schlechte Erfahrung gemacht. Das hattest du auch schon aufgegeben. Aber jetzt ist wieder die Zeit, wo du es wagst hin zu sehen. Dich berühren zu lassen und ohne einem zu genauen Bild – das heißt ohne vorgefertigte Meinungen – dem zu folgen, was sich gut und richtig für dich anfühlt. Du gibst dem Weg die Hand und vertraust, dass er dich gut führt, auch wenn er dich manchmal testet. Du vertraust dir, dass du auf ihm bleibst. Dass du lernen kannst und so wachsam bist, dass du das erkennst und siehst, was du gerade brauchst.
Du machst das schon ganz gut.
Ja und manchmal bin ich der Jammerlappen, der ich bin.
Seele: Ja ein netter Jammerlappen 🙂